Lichtverhältnisse. Momente einer medialen Historiographie des Lichts
In dem Projekt geht es um eine Erkundung der Zusammenhänge von Licht, Wahrheit und Wissen in der Frühen Neuzeit. Ausgangspunkt der Betrachtung ist auf der einen Seite das Wissen vom Licht (wie auch die entsprechenden Formen der Unwissenheit oder des Nichtwissens), auf der anderen Seite das „Licht des Wissens”, also Licht als Metapher des Wissens. Dabei handelt es sich darum, zwei Geschichten, die gewöhnlich separat erzählt werden – die Geschichte des (optischen, physikalischen) Wissens vom Licht und die Geschichte der (philosophischen, theologischen, literarischen, künstlerischen etc.) Lichtmetaphorik – als eine Geschichte zu behandeln, nämlich als Geschichte ihrer wechselseitigen Bestimmungen und Übertragungen. In einem – gegenüber Blumenbergs Prägung des Begriffs – erweiterten Verständnis von Metaphorologie soll versucht werden, den Übertragungsverkehr zwischen Licht, Wahrheit und Wissen zu beschreiben. So geht es zunächst darum, eine größere Zahl von Verkehrsteilnehmern in den Blick zu bekommen. Es sind nicht nur sinnliche Anschauungen und vorphilosophische Einstellungen, die in den Begriff der Wahrheit einwandern. Wenn es darum geht, die Übertragungsbewegungen zwischen Licht und Wahrheit zu erfassen, so müssten auch jene Übersetzungen mit einbezogen werden, die durch optischen Theorien und Geräte, durch die Medien der Erleuchtung und Beleuchtung sowie durch die Techniken und Praktiken des Lichtgebrauchs geleistet werden. Zugleich handelt es sich darum, auch den Gegenverkehr zu beobachten: So wie die Begriffe der Wahrheit und des Wissens durch die jeweiligen Weisen des im-Licht-Seins kontaminiert werden, gehen umgekehrt die Bestimmungen von Wahrheit und Wissen in die Lichtgestaltung ihrer Zeit ein: in die Theorien des Lichts ebenso wie in das Licht der Malerei, in die alltägliche Wahrnehmung des Lichts ebenso wie in die Konstruktion optischer Geräte. Eine Geschichte des im-Licht-Seins wäre also zugleich eine Geschichte des In-der-Wahrheit-Seins (und umgekehrt), und die Herausforderung liegt darin, herauszufinden, worin dieses „Zugleich“ besteht.